Endlich ist er in Sichtweite: der Sommerurlaub des Jahres 2016! Alles geplant und organisiert und trotzdem sollte es anders kommen als erwartet: Ab nach Kärnten, der Start der Suche nach meiner Harley-Island. Da waren nun 14 Tage Urlaub vor mir, überall feinstes Wetter, Geldbörsel gut gefühlt und meine Harley. Ab gings nach Velden zur Fete Blanche ins Seehotel Hubertushof, die Festplatte löschen. Gesagt, getan mit lieben Kärntner Freunden.
Am nächsten Tag versuchte ich mich in der Routenplanung. Das Ziel Purobeach auf Mallorca war klar, also ab auf die Fähre in Barcelona. Meine Harley ist in einem besseren zustand als ich ;-): Zwei, drei Reparatur Coronas später: „Ach, egal, ich fahr am nächsten Morgen einfach mal los. Prost!“
Und was war das für ein Start. In Lienz noch einmal einen Bankomaten überfallen und ab gings in die Dolomiten. Kurven und Pässe – ich war in meinem Element, mit dem Wissen, in ein paar Tagen das Meer zu sehen. Aber bevor ich in meiner Nase und auf meiner Haut das Salzwasser spüre und schmecke, Pflichtbesuch in Sirmione am Gardasee. Besonders im reisestarken Juli ist man trotz einer Affenhitze froh auf einem Zweirad zu sitzen. Nach einen Espresso und meinen Pflichtcorona war ich am Weg weiter, während die anderen Autos erst zugefahren sind. Ziel des ersten Tages war die Gegend von Mailand, aber als es in Sichtweite war, wollte ich mehr und fuhr einfach weiter. Bei Pavia war dann aber Schluss und Dank meines Smartphones war ein Quartier schnell gefunden – das Hotel Moderno. Schöne im Zentrum gelegen ging es noch durch die Stadt in einen Club. Italiener, die englisch sprechen gibt es ziemlich wenige, jedoch mit Armen und Füßen hatte ich einen unterhaltsamen Abend und genoss das Dolce far niente.
Von mutierten Gelsen zerstochen gings in der Früh gleich weiter Richtung Grenzgebiet Frankreich. Die Hitze war schon am Vormittag zu spüren und nach ein wenig Gladiator Feeling übers Hügelland, vorbei an Kornfeldern ging es durch Alleen Richtung Westen, die Berge wieder vor Augen. Italienische Städte, Dörfer haben schon ein ganz eigenes Flair egal wo und auf welcher Höhe der „Schicki Micki Skala“. Aber die Schönheiten der Toskana waren ja schon ein Jahr zuvor auf meinem Speiseplan – ab nach Frankreich … Ziel Cannes ..
Für eine Strecke von 170km fast 4 Stunden zu brauchen kann vieles bedeuten: Stau, nicht geübt am Motorrad oder Pannen oder und oh ja, genau das war der Grund: Bergauf, bergab, enge Kurven. Kaum in Frankreich angekommen erwarteten mich die schönsten Kurven und dank der Wahnsinnstemperateuren jenseits der 30 Grad waren die Straßen menschenleer und selbst mir sind meine Wasservorräte ausgegangen. Richtung Meer ging es dann durch ein einfach nur atemberaubendes Tal und durch die „Kühle“ des Flusses waren auch meine Zigarettenpausen erträglich. Je näher es Richtung Meer ging, nahm auch der Verkehr zu. Plan war es, Nizza entlang der Küstenpromenade links liegen zu lassen und gleich weiter nach Cannes zu fahren. Und dann endlich ein Blick durch Nizzas Hochhäuser und da war es: das Meer. Immer geradeaus bis man anstößt und gleich weiter. Herrlich endlich am Meer. Jedes Mal für mich ein unbeschreibliches Gefühl, als würden meine Wassermoleküle im Körper magisch vom Salzwasser angezogen werden. Yes, erstes großes Ziel der Reise erreicht. Eine sehr gute Freundin von mir, in Kärnten getroffen, hat mir den Baoli Beach Club empfohlen, und Nagel auf dem Kopf, da bin ich richtig. Verschwitzt, dreckig und etwas wild aussehend ging ich durch den Eingang und alle Vorurteile, die man Franzosen so nachsagt, waren mit den ersten freundlichen und interessierten Worten verflogen. Corona in der Hand, am Steg sitzend feierte ich innerlich meine Eindrücke der letzten grenzgenialen Kilometer. Sommer, Sonne, Côte d’Azur logischer nächster Stopp: Saint Tropez …
Immer versuchend direkt am Meer zu fahren ging es Richtung Westen. An zahlreichen Bars, Beachclubs und Stränden vorbei wird einem schnell klar, woher die Côte d’Azur ihren Namen hat. Fast schon zu kitschig, dann die Fahrt auf die Halbinsel auf welches Saint Tropez liegt. Klar herrscht viel Verkehr, aber mit dem Motorrad kein Problem und streckenweise hab ich mehr Kilometer auf der Gegenfahrbahn abgespult als auf der eigenen. Der Flair dieser Gegend hat eine eigene Romantik und schmunzelnd wartet man darauf, dass Louis de Funès auf die Straße springt und mich aufhält. Ab geht’s in den alten Hafen, Motorrad vor eine schöne Yacht geparkt, ab in die nächste Bar – das Le Quai, Außenbereich durch kühlenden Wassernebel gekühlt, Corona bestellt, lasse ich mich nieder und plaudere mit ein paar Schweizern am Nachbartisch. Hier bleibe ich und suche mir nahe des Nikki Beach Clubs eine Bleibe. Nicht nur in der Nähe, gleich daneben habe ich noch ein Zimmer im Epi Plage bekommen, ein Wunder, ein Glück und oh ja, dieser Ort entstand aus meinen Gedanken und Wünschen. Nach einer kurzen und lustigen Nacht hieß es früh aufstehen, die kühlen Temperaturen nutzen und noch einmal die Magie dieses tief wirken lassen. Wir sehen uns wieder!
Und wieder servierte mir Frankreich die schönsten Straßen ins Hinterland. Durch die schönsten Dörfer, Wälder vorbei an hohen Sicherheitszäunen und an faul auf der Straßen liegenden Hunden. Einfach ein Traum. Fast war ich in Versuchung mein Ziel dieses Abschnittes – den Hafen von Barcelona – zu vergessen, also müssen endlich einmal km gemacht werden. Bis Narbonne ging es auf der Autobahn schnell weiter, die drohenden Gewitterwolken blieben im Norden und schicken mir nur kräftige Böen, die mich ermahnten: He, runter von der Autobahn und ab ans Meer. Surfer und Kiter tummelten sich im Wind zwischen den Landzungen am Meer und ich gönnte mir eine kurze Rast. Die Lieblichkeit, das Nette, Freundliche, einfach Bequeme der Côte d’Azur wurde zusehends und merklich weniger, jedoch war die Gegend nicht minder imposant. Brücken verbinden die einzelnen Landelemente, langsam geht es wieder ein wenig mehr bergauf und die Klippen werden mächtiger und mächtiger – das Grenzgebiet Frankreich/Spanien baut sich vor mir auf.
Martin Reinelt war genau auf dieser Küstenstraße vor ein paar Jahren unterwegs und ich kann nur erahnen, wie er sich damals gefühlt hat. Die Tageszeit spielte mir in die Hände, kein Verkehr und auch der Asphalt war neu Motorradherz, was willst Du mehr – Aussicht phantastisch in jeder Kurve ein Weinstandl, die zum Verkosten einladen, nur nicht zu viel, denn ich muss noch weiter. Die alte Grenzstation hat lange ausgedient und die Wände sind nun mit den unterschiedlichsten Graffitis verziert. Spanien ich komme – Fixstopp, egal wieviel Verkehr: ein Foto, welches Martin an derselben Stelle aufgenommen hat – eine kleine Hommage an die Suchenden nach Ihrer Harley-Island und ja, wenn Ihr am Bike sitzt, es lebt, habt Ihr sie schon gefunden 😉
Die Eindrücke der letzten Tage waren ein Wahnsinn, was ich alles erleben durfte, wen ich aller kennenlernen durfte: Ich freute mich richtig auf meinen Ruhetag in Barcelona. Spät am Abend kam ich bei der Columbus Statue an und buchte ein Zimmer im Hotel Grand Marina im World Trade Center, welches ich schon kannte. Sachen ins Zimmer und gleich mal einen Abstecher auf die Rambla – klar Coronastopp 😉
Im nächsten „Kapitel“ teile ich mit Euch meine Mallorca Tage auf meiner Harley. Mallorca ist seit zig Jahren ein Fixpunkt in meinem Reisekalender und den Wunsch, die Insel mit meinem eigenen Bike zu besuchen, ist erfüllt 😉 ….